Jun.-Prof. Dr. Sharon Baute
Was bedeutet Freiheit für Sie?
Freiheit bedeutet für mich das Recht auf persönliche Autonomie und die Fähigkeit, sein Schicksal selbst zu gestalten. Meiner Ansicht nach hat Freiheit aber auch eine gesellschaftliche Dimension. Sie sollte systembedingte Hindernisse wie Armut und Ausschluss von politischen Prozessen berücksichtigen, um Individuen zu ermöglichen, ihre Ziele zu verfolgen und ihr menschliche Potenzial voll auszuschöpfen.
Welche Rolle spielt die Freiheit in Ihrer Arbeit?
Meine akademische Arbeit befasst sich mit Debatten über Freiheit aus zwei verschiedenen Perspektiven. Erstens steht meine Forschung im Zusammenhang mit der Freizügigkeit als einem der Eckpfeiler des europäischen Integrationsprozesses, der den EU-Bürger:innen das Recht auf Freizügigkeit und Aufenthalt innerhalb der Europäischen Union gewährt. Genauer gesagt, untersuche ich die öffentliche Unterstützung für das weit verbreitete Prinzip und die Praxis der Freizügigkeit und inwieweit die Bürger:innen zwischen verschiedenen Gruppen diskriminieren. Zweitens trägt meine Forschung zur Debatte über die Freiheit in europäischen Wohlfahrtsstaaten bei, indem sie Ungleichheit und sozialpolitische Präferenzen untersucht. Wohlfahrtsstaaten fördern die positive Freiheit, indem sie soziale Sicherheitsnetze, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und anderen sozialen Leistungen und Diensten bereitstellen. In ähnlicher Weise kann die Entwicklung eines "Sozialen Europas" als eine Verbesserung der positiven Freiheit betrachtet werden. Ein tieferer Einblick in die Präferenzen der Öffentlichkeit hinsichtlich der Rolle des Staates, der EU und des Gleichgewichts zwischen individueller und kollektiver Verantwortung kann daher die Diskussion darüber fördern, was Freiheit im Zusammenhang mit den Reformen des Wohlfahrtsstaates und der europäischen Integration bedeutet.
An welchem Projekt/welchen Projekten arbeiten Sie während Ihres Stipendiums im Forum Basiliense?
Das Projekt, an dem ich im Forum Basiliense arbeite, befasst sich mit der Freizügigkeit in der EU aus der Perspektive der öffentlichen Meinung. Eine zunehmend wichtige Frage ist, wie die Bürgerinnen und Bürger Ungleichheit wahrnehmen und inwieweit dies zu neuen Umverteilungskonflikten darüber führt, wer was und warum in der Europäischen Union bekommen sollte. Als ersten Schritt zur Beantwortung dieser Frage wird mein Projekt die Determinanten der öffentlichen Unterstützung für die Freizügigkeit untersuchen, indem es neuartige Umfragedaten verwendet, die in Deutschland erhoben wurden, einem der beliebtesten Zielländer für die Migration innerhalb der EU.
Freiheit bedeutet für mich das Recht auf persönliche Autonomie und die Fähigkeit, sein Schicksal selbst zu gestalten.
Sharon Baute